„Wir wissen noch nichts/nicht viel/nicht genug über das Pferdedarmmikrobiom“ - eine Aussage, die ich immer noch oft lese als Begründung dafür, warum wir Pferden in diesem Bereich nicht helfen können und alles Rund um das Thema unseriös ist.
Vor 15 Jahren wäre diese Aussage akzeptable gewesen - aber seit diesem Jahr bis heute gibt es ein exponentielles Wachstum der Anzahl an wissenschaftlichen Publikationen zum Thema Pferdedarmmikrobiom. Wir haben nicht nur speziell für Pferde viel Neues gelernt - auch universelle Mechanismen, die in anderen Spezies erforscht wurden, erlauben uns wichtige Aspekte der Mikrobiomgesundheit unserer Pferde in den 2020er Jahren zu verstehen. Das ist aber kein Wissen, was wir übers Googlen und leider auch nicht über eine Ausbildung erlangen.
Wir müssen nicht jedes kleinste Detail und die Aufgabe jeder Bakterienspezies kennen, um zu wissen, dass das Darmmikrobiom unserer Hauspferde größtenteils verarmt ist und was die Ursachen dafür und die Folgen davon sind. Wir lernen, wie bei jedem anderen Forschungsgebiet auch, täglich Neues dazu und wissen immer mehr. Mir kommt es aber teilweise so vor, als ob hier die Forschung der letzten 15 Jahre einfach unter den Teppich gekehrt wird.
Wie kommt es, dass ich, trotz über 30.000 Publikationen zu dem Thema, im Jahr 2022/23 immer noch diese Aussagen lese? Ich habe in meinem Webinar zum Pferdedarmmikrobiom mehr als 3 Stunden nur über dieses Thema gesprochen; und dabei habe ich mich schon kurz gefasst. Natürlich kann man nicht von jedem Pferdebesitzer erwarten, neueste wissenschaftliche Publikationen zu dem Thema zu lesen und für sich auszuwerten. Aber diese Aussage lese ich vor allem von Therapeuten für Pferde. Und das empfinde ich ehrlich gesagt nicht nur als faule Ausrede, sich nicht weiter mit dem Thema auseinander zu setzen sondern auch als Ignoranz gegenüber der wissenschaftlichen Arbeit von Tausenden von Forschungsgruppen. Es ist okay zu sagen, „Ich weiß nicht genug darüber“, aber „wir“ als kollektive Menschheit wissen schon eine ganze Menge.
Genau wegen dieser Ignoranz gegenüber neuer Forschung, werden nach wie vor Dysbiosen beim Pferd mit nicht mehr zeitgemäßen Ansätzen wie Darmfloraanalysen, Probiotika und Darmsanierungen behandelt, die selten zum erwünschten Erfolg führen. Diese konventionelle Ansätze missachten alle die wichtigsten Eigenschaften des Pferdedarmmikrobiom: seine beeindruckende Artenvielfalt und Komplexität.
Darmfloraanalysen sind oft unzureichend, da sie nicht die gesamte Diversität des Darmmikrobioms erfassen können. Das Hinzufügen von Probiotika, insbesondere solchen, die Milchsäurebakterien enthalten, kann das Problem der Übersäuerung des Darms und des Magens verschärfen. Während Darmsanierungen verlockend klingen, ist das Darmökosystem zu komplex, um mit einer einfachen Kur überholt zu werden. Für detailliertere Informationen zu jedem dieser Punkte, schaue auf meinen entsprechenden Blog-Artikel zu Darmfloraanalysen, Probiotika und Darmsanierungen.

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Über mich:
Ich bin Michelle und lebe mit meinen beiden Pferden Fjörnir und Vindur in der schönen Bielefelder Senne und habe das Glück mit Equiflora meine beiden großen Leidenschaften Pferde und die (Mikro)biologie verbinden zu können. Ich bin mit Pferden aufgewachsen und beschäftige mich als Biotechnologin und Molekularbiologin seit bald sieben Jahren als Wissenschaftlerin in der industriellen Forschung mit dem Mikrobiom von Tieren und Menschen. Meine Begeisterung für Pferde und Mikroorganismen hat mich zur Pferdeernährung geführt.

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