Übergewicht: wie es sein kann, dass Fettpolster beim Pferd trotz Diät nicht verschwinden

Trotz Diät in Form einer angepassten Ration und vermehrter Bewegung passiert es oft, dass Pferde nicht oder kaum abnehmen, das Übergewicht und die Fettpolster bleiben. Und das, obwohl es doch eigentlich eine einfache Rechnung zu sein scheint: der Kalorienverbrauch muss nur die Zufuhr unterschreiten. Womit kann es zusammenhängen, wenn diese Rechnung für dein Pferd nicht aufgeht?

Unser Pferd als einfaches System, dessen Gewicht allein durch Kalorienverbrauch und - zufuhr bestimmt wird.

Übergewicht und Fettpolster durch Kalorienreduktion abbauen?

Ob ein Pferd durch sein Futter zu- oder abnimmt, wird bei herkömmlichen Rationsberechnungen und Futtermittelberatungen durch eine simple Rechnung festgestellt:

Kalorienaufnahme > Kalorienverbrauch = Gewichtszunahme

Kalorienaufnahme < Kalorienverbrauch = Gewichtsverlust.

Man spricht hierbei auch vom sogenannten Kalorien-rein-Kalorien-raus Paradigma. Der Pferdekörper wird als Black Box angesehen, wir wissen nicht was in ihm mit den Kalorien passiert. Doch das ist so individuell wie jedes Pferd selbst und wir haben erst einen kleinen Teil dessen erforscht, was das Schicksal der aufgenommenen Kalorien im Körper bestimmt. Je nach Zustand des Darmmikrobioms kann das Schicksal der Kalorien ganz unterschiedlich ausfallen.

Das Kalorien-rein-Kalorien-raus Paradigma allein kann die Übergewichtspandemie nicht erklären

Dieser Fakt ist durch die aufwändigen Untersuchungen an Menschen bereits festgestellt, die weiteren Gründe für die Übergewichtspandemie werden unter Hochdruck erforscht. Eine neue Studie von 2023 zeigt jetzt, dass ein artenreicheres und und von der gesamten Bakterienanzahl größeres Mikrobiom bis zu 10% des täglichen Bedarfs an Kalorien mehr verbraucht.

Wie ist das möglich? Hier spielen mehrere Faktoren eine Rolle:

1. Erhöhte Fermentation: Ein diverseres Darmmikrobiom kann zu einer erhöhten Fermentation, also einer erhöhten Stoffwechselaktivität der Bakterien führen. Dies ergibt eine erhöhte Produktion an Fermentationsprodukten, was zu einem zusätzlichen täglichen Verlust von Kalorien über den Kot führt.

2. Veränderte metabolisierbare Energie: ein diverseres und reicheres Mikrobiom führt zu einer geringeren metabolsierbaren Energie für den Wirt: das bedeutet, dass ein größerer Anteil der aufgenommenen Energie nicht vom Körper genutzt, sondern ausgeschieden wird.

3. Verändertes enteroendokrines System: das Mikrobiom beeinflusst enteroendokrinen System des Wirts, das eine Rolle bei der Regulierung der Energiebalance, des Appetits und der Insulinsekretion spielt.
   

Beispielhaft die Energiebalance bei einem artenarmen und artenreichen Mikrobiom

Wie gelangen wir zu mehr Vielfalt im Darm und einen gesunden Gewicht?

Wie erreichen wir ein diverseres und reicheres Mikrobiom? Durch eine vielfältige Ernährung, vielfältige Umwelteindrücke und ja, auch durch vielfältige frische Nahrung. Darum zählt lieber die Anzahl an Pflanzenarten, die euer Pferd frisst, als die reine Kalorienanzahl.

Hungert man das Darmmikrobiom mit ausschließlich konservierter, wenig vielfältiger Nahrung aus und stört es zusätzlich mit allerlei schädlichen Stoffen, kann man einen signifikanten Beitrag zur Entstehung von Übergewicht leisten. Und nicht nur das, die bakterielle Fermentationsprodukte wie Butyrat, die von einem aktiveren und gesunden Darmmikrobiom gebildet werden, spielen eine essentielle Rolle bei der Vorbeugung von Erkrankungen wie Asthma, Insulinresistenz oder Darmentzündungen.

Welche anderen, selten bedachten Stellschrauben beim Abnehmen eine entscheidende Rolle spielen, kannst du in diesem Artikel nachlesen: Übergewicht beim Pferd: unbekannte Stellschrauben.

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Die Studie für Dich zum Nachlesen:

K. D. Corbin et al., “Host-diet-gut microbiome interactions influence human energy balance: a randomized clinical trial,” Nat. Commun. 2023 141, vol. 14, no. 1, pp. 1–17, May 2023.

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Über mich:

Ich bin Michelle und lebe mit meinen beiden Pferden Fjörnir und Vindur in der schönen Bielefelder Senne und habe das Glück mit Equiflora meine beiden großen Leidenschaften Pferde und die (Mikro)biologie verbinden zu können. Ich bin mit Pferden aufgewachsen und beschäftige mich als Biotechnologin und Molekularbiologin seit bald sieben Jahren als Wissenschaftlerin in der industriellen Forschung mit dem Mikrobiom von Tieren und Menschen. Meine Begeisterung für Pferde und Mikroorganismen hat mich zur Pferdeernährung geführt.