Magensäureblocker sind ein gängiges Mittel in der Pferdewelt, insbesondere zur Behandlung von Magengeschwüren. Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol, die in bekannten Präparaten zur Anwendung kommen, sind wirksam, um die Symptome von Magengeschwüren zu lindern. Weniger bekannt sind jedoch die möglichen Nebenwirkungen dieser Medikamente. Sie können die Darmflora nachhaltig stören und Dysbiosen auslösen – mit potenziell schwerwiegenden Folgen für die Gesundheit deines Pferdes.
Wie Protonenpumpenhemmer die Magensäureproduktion reduzieren
Protonenpumpenhemmer, die in Magensäureblockern wie Omeprazol enthalten sind, wirken direkt an der Quelle der Magensäureproduktion: Sie blockieren das Protein (die sogenannte Protonenpumpe), das für die Herstellung von Salzsäure im Magen verantwortlich ist. Dadurch wird die Sekretion der Magensäure reversibel gehemmt oder vollständig unterbunden.
Diese Medikamente werden häufig eingesetzt, wenn die Magenschleimhaut geschädigt ist oder bereits Verletzungen wie Magengeschwüre aufweist. In solchen Fällen ist die Schutzbarriere zwischen der Magensäure und den tieferen Gewebeschichten des Magens gestört, was nicht nur Schmerzen verursacht, sondern auch die Heilung erschwert.
Durch die Hemmung der Magensäureproduktion lindern Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol die Schmerzen und schaffen Bedingungen, die eine Heilung der Geschwüre ermöglichen. Allerdings behandeln sie nicht die zugrunde liegenden Ursachen der Probleme, wie etwa Stress, Fütterungsfehler oder eine gestörte Darmflora.
Die Nebenwirkungen der Magensäurereduktion: Dysbiosen in Magen und Darm
Neben der Unterstützung der Verdauung erfüllt die Magensäure eine essenzielle Funktion: Sie tötet säureempfindliche Mikroorganismen ab und schützt den Magen sowie den Darm vor ungewollten Keimen. Wird der pH-Wert des Magens durch Magensäureblocker wie Omeprazol angehoben, wird diese Desinfektionsleistung stark reduziert. Dadurch können unerwünschte Mikroorganismen im Magen überleben und lebend in den Darm gelangen.
Auswirkungen auf das Mikrobiom
Die veränderte Säurebalance kann eine negative Verschiebung des Mikrobioms (Dysbiose) auslösen. Das führt unter anderem zu:
Infektionen im Darm, die die natürliche Balance der Mikroorganismen stören.
Leaky Gut (löchriger Darm): Eine gestörte Darmbarriere kann Toxine, Allergene und Krankheitserreger in den Körper gelangen lassen.
Entzündlichen Darmerkrankungen, die häufig mit Schmerzen im Verdauungstrakt einhergehen.

Schematische Darstellung: Bei einer Unterbindung der Magensäureproduktion durch Protonenpumpenhemmer können sich ungewollte Mikroorganismen im Magen ansiedeln und erreichen lebend den Darm. Es kann zu einer negativen Verschiebung des Darmmikrobioms (Dysbiose) bis hin zu einer Infektion im Darm kommen.
Magengeschwüre als Folge
Ironischerweise können sich im Magen unter diesen Bedingungen säurebildende Bakterien ansiedeln, die die Entstehung neuer Magengeschwüre begünstigen. Somit entsteht ein Teufelskreis, bei dem die Nebenwirkungen der Magensäurereduktion langfristig die Gesundheit von Magen und Darm beeinträchtigen können.
Die Studienlage zur Auswirkung auf das Mikrobioms beim Pferd ist zur Zeit noch dünn. Studien mit kurzer Gabe von 7 Tagen oder Versuche mit kleinen Stichproben gesunder Pferde haben keine signifikanten Unterschiede gefunden, sind aber nicht adäquat um die Auswirkungen auf das Mikrobiom unter realistischen Bedingungen zu beurteilen.
Rückfälle und verschärfte Dysbiosen: Die Risiken wiederholter Behandlungen mit Magensäureblockern
Sowohl Forschung an Menschen und Tieren als auch Erfahrungen von Pferdebesitzern zeichnen ein klares Bild: Nach der Behandlung mit Magensäureblockern wie Omeprazol treten bei vielen Pferden die gleichen Probleme erneut auf, oder sie entwickeln langfristig entzündliche Darmerkrankungen. Um die wiederkehrenden Beschwerden zu behandeln, werden oft weitere Omeprazol-Kuren eingesetzt – ein Teufelskreis, der nicht nur hohe Kosten verursacht, sondern die bestehende Dysbiose im Magen-Darm-Trakt weiter verschärft.
Das Magenmikrobiom und seine Bedeutung
Weniger bekannt ist, dass der Pferdemagen über ein eigenes Mikrobiom verfügt, dessen Zusammensetzung essenziell für die Gesundheit des Magens ist. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Veränderungen in diesem Mikrobiom eng mit der Entstehung von Magengeschwüren verbunden sind.
Mehr über die Bedeutung des Magenmikrobioms erfährst du hier:
Für die Behandlung und Vorbeugung von Magengeschwüren ist es daher ratsam, nicht pauschal auf Protonenpumpenhemmer zurück zu greifen, sondern effektive und wissenschaftlich bestätigte phytotherapeutische Ansätze wie beispielsweise die Pflanze Maytenus ilicifolia Erwägung zu ziehen, die das Pferd in nicht einen solchen gefährlichen Teufelskreis befördern. Ein innovatives und effektives Produkt ist beispielsweise das GastricRelieve.
Darmsanierung nach einer Omeprazol-Kur – wirklich sinnvoll?
Nach einer Omeprazol-Kur wird oft empfohlen, den Darm des Pferdes mit einer sogenannten Darmsanierung wiederaufzubauen. Das klingt zunächst verlockend, ist jedoch in der Praxis kaum hilfreich. Die verschiedenen Abschnitte des Darmtrakts sind hochkomplexe Ökosysteme, die sich dynamisch anpassen – eine einmalige Kur kann das Gleichgewicht des Mikrobioms nicht einfach „generalüberholen“.
Vorsicht vor Futtermitteln zur Darmsanierung
Manche Produkte, die zur Darmsanierung angeboten werden, können dem Darm des Pferdes sogar schaden. Besonders probiotische Produkte sind kritisch zu betrachten, da sie häufig Milchsäurebakterien enthalten. Diese können eine bestehende Übersäuerung des Magens oder Darmmilieus verschärfen und so die Probleme weiter verstärken.
Mehr über die Risiken von Milchsäurebakterien erfährst du hier:
Ein gesundes, vielfältiges und widerstandsfähiges Darmmikrobiom zu fördern, ist keine einmalige Aufgabe, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Die verschiedenen Bakterienarten im Darm benötigen dauerhaft die für sie passenden Nährstoffe, um sich anzusiedeln und zu überleben.
Natürliche und langfristige Lösungen sind der Schlüssel. Mit bestimmten natürlichen Stoffen lassen sich sinnvolle Impulse setzen, doch eine dauerhafte Darmgesundheit lässt sich nicht durch teure Zusatzmittel oder Darmsanierungskuren erreichen. Das beste Mittel für ein stabiles Mikrobiom ist kostenlos: Pflanzenvielfalt aus der natürlichen Umgebung des Pferdes. Diese bietet nicht nur wichtige Nährstoffe, sondern auch die Grundlage für eine gesunde Darmflora.

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Ich beziehe mich auf aktuelle Forschungspublikationen und vermittle das komplexe Thema auf verständliche Weise. Ich werde auf die Gefahren von Protonenpumpenhemmern, die mögliche Entstehung von Dysbiosen und die Verbindung zu neuen Magengeschwüren und entzündlichen Darmerkrankungen eingehen.
Darüber hinaus stelle ich alternative, effektive Behandlungsansätze und entsprechende Fallbeispiele vor, die besonders für diejenigen unter euch von Interesse sein könnten, die sich bereits intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt haben.
Zusammenfassung und Fazit
Die Nutzung von Protonenpumpenhemmern wie Omeprazol kann kurzfristig Schmerzen lindern und die Heilung von Magengeschwüren unterstützen. Allerdings bergen diese Medikamente erhebliche Risiken für die Darmflora, da sie nachhaltige Dysbiosen auslösen können. Ein Teufelskreis aus Dysbiose, erneuten Magengeschwüren und entzündlichen Darmerkrankungen ist eine häufige Folge.
Anstatt ausschließlich auf solche Medikamente zu setzen, sollten alternative Ansätze wie die Phytotherapie in Betracht gezogen werden. Diese können das Mikrobiom unterstützen, ohne es zu stören. Entscheidend für ein gesundes Darmmikrobiom ist eine dauerhaft vielfältige Ernährung und ein natürliches Umfeld, das dem Pferd die nötigen Nährstoffe und Mikroorganismen für eine widerstandsfähige Darmflora bietet.
Quellen
D. R. Al Jassim, D. T. McGowan, P. F. Andrews, and D. C. McGowan, “Gastric Ulceration in Horses The role of bacteria and lactic acid,” Aust. Gov. Rural Ind. Res. Dev. Corp., no. 08, pp. 1–26, Jan. 2008.
J. F. Tyma, K. L. Epstein, C. M. Whitfield-Cargile, N. D. Cohen, and S. Giguère, “Investigation of effects of omeprazole on the fecal and gastric microbiota of healthy adult horses,” Am. J. Vet. Res., vol. 80, no. 1, pp. 79–86, Jan. 2019.
A. Minalyan, L. Gabrielyan, D. Scott, J. Jacobs, and J. R. Pisegna, “The Gastric and Intestinal Microbiome: Role of Proton Pump Inhibitors HHS Public Access,” Curr Gastroenterol Rep, vol. 19, no. 8, p. 42, 2017.
C. Bavishi and H. L. DuPont, “Systematic review: the use of proton pump inhibitors and increased susceptibility to enteric infection,” Aliment. Pharmacol. Ther., vol. 34, no. 11–12, pp. 1269–1281, Dec. 2011.
Über mich:

Ich bin Michelle und lebe mit meinen beiden Pferden Fjörnir und Vindur in der schönen Bielefelder Senne und habe das Glück mit Equiflora meine beiden großen Leidenschaften Pferde und die (Mikro)biologie verbinden zu können. Ich bin mit Pferden aufgewachsen und beschäftige mich als Biotechnologin und Molekularbiologin seit über sieben Jahren als Wissenschaftlerin in der industriellen Forschung mit dem Mikrobiom von Tieren und Menschen. Meine Begeisterung für Pferde und Mikroorganismen hat mich zur Pferdeernährung geführt.
Mein Online-Kurs "Mikrobiomfreundliche Pferdeernährung" konzentriert sich auf die die Wiederherstellung der natürlichen Artenvielfalt im Pferdedarm und die Therapie von Dysbiosen im Kontext von Zivilisationserkrankungen.
Mit meiner Firma Natural Equibalance entwickele ich meine eigenen mikrobiomfreundlichen Futtermittel.
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