Unsere Pferde sind keine leblosen Maschinen, in die wir Nährstoffe ganz genau nach berechneten Bedarf rein geben können und die dann einwandfrei arbeiten
Ganz im Gegenteil: sie sind lebendige Organismen, eine Symbiose aus tierischen und bakteriellen Zellen, mit hoch entwickelten und komplexen Stoffwechselprozessen, die wir noch nicht einmal im Ansatz verstanden haben. Trotzdem bilden wir Menschen uns ein, dass wir ganz genau wissen, was sie brauchen und jubeln ihnen synthetische Mineral- und Vitaminkonzentrate, Medikamente oder andere Mittelchen unter und verwehren ihnen ein naturnahes Leben und eine natürliche Ernährung.
Und dann wundern wir uns, dass unsere Pferde unter Stoffwechselstörungen leiden?
Die wenigsten Menschen versorgen sich täglich mit einem "Mineralfutter" anstatt auf eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung zu achten.
Oft wird argumentiert, dass Bedarfswerte unserer Pferde gar nicht durch eine natürliche Ernährung gedeckt werden können. Doch wer hinterfragt die Herkunft und Validität dieser Bedarfswerte? Wie können sie so hoch sein, dass jedes Wildpferd unterversorgt sein müsste? Nicht einmal für Menschen sind alle Faktoren, die den Bedarf an Nährstoffen und deren Schicksal im Körper bestimmen, identifiziert und gerade durch die neuen Mikrobiom- und Stoffwechselforschungen zeigt sich, wie individuell die Bedürfnisse eines jeden Lebewesens sind.
Eine Forschergruppe hat die Ernährung von wild-lebenden Pferden in Australien untersucht und festgestellt, dass deren Makro- und Mikronährstoffaufnahme in Bezug auf die empfohlenen Tagesdosis alles andere als optimal ist. Trotzdem zeigten diese Pferde keine offensichtlichen Gesundheitsprobleme, eine höhere Sterblichkeit oder ein geringes Populationswachstum. Im Gegenteil: sie hatten weder Probleme mit Übergewicht noch Huferkrankungen. Vielleicht ist es an der Zeit, die optimale Ration von Pferden zu überdenken? Die australische Studie:
B. A. Hampson, E. Owens, K. A. Watts, P. C. Mills, C. C. Pollitt, and M. A. de Laat, “Nutritional analysis of gastric contents and body condition score at a single time point in feral horses in Australia,” Am. J. Vet. Res., vol. 72, no. 9, pp. 1226–1233, Sep. 2011.
Über mich:

Ich bin Michelle und lebe mit meinen beiden Pferden Fjörnir und Vindur in der schönen Bielefelder Senne und habe das Glück mit Equiflora meine beiden großen Leidenschaften Pferde und die (Mikro)biologie verbinden zu können. Ich bin mit Pferden aufgewachsen und beschäftige mich als Biotechnologin und Molekularbiologin seit über sieben Jahren als Wissenschaftlerin in der industriellen Forschung mit dem Mikrobiom von Tieren und Menschen. Meine Begeisterung für Pferde und Mikroorganismen hat mich zur Pferdeernährung geführt.
Mein Online-Kurs "Mikrobiomfreundliche Pferdeernährung" konzentriert sich auf die die Wiederherstellung der natürlichen Artenvielfalt im Pferdedarm und die Therapie von Dysbiosen im Kontext von Zivilisationserkrankungen.
Mit meiner Firma Natural Equibalance entwickele ich meine eigenen mikrobiomfreundlichen Futtermittel.
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