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Kostenlose Probiotika - die Darmflora unserer Pferde natürlich aufbauen

Autorenbild: MichelleMichelle

Darmflora-Aufbau beim Pferd mit Hilfe der natürlich vorkommenden Bakterien als Probiotika- geht das? Dass das Pflanzenmikrobiom, also die Mikroorganismen, die auf einer Pflanzen leben, von Bedeutung für Herbivore wie unsere Pferde ist, zeigen neue Forschungsergebnisse. Sie werden nämlich vom Pferd beim Fressen mit aufgenommen und siedeln sich unter Umständen im Verdauungstrakt an, wo sie dann ein Teil der Darmflora werden können.


Das erwartet dich in diesem Artikel:


1. Auf und innerhalb von Pflanzenzellen lebt eine Vielzahl von Mikroorganismen.

Planzen in der Natur sind besiedelt von ihrem eigenen ganz speziellen Mikrobiom. Ob die Wurzeln, die Blätter oder auch Blüten, jedes Pflanzenteil stellt ein eigenes kleines Ökosystem dar.

Um ein paar Zahlen zu nennen - pro Quadratzentimeter Blattoberfläche leben:

⤖ Zwischen 1.000.000 und 100.000.000 Bakterien.

⤖ Zwischen 100 und 100.000.000 Pilze.

Pflanzenmikrobiom als Probiotikum für Pferde
Jede Pflanze ist besiedelt von ihrem eigenen Mikrobiom

Eine schier unglaubliche Zahl, wenn man sich vor Augen führt, aus wie viel Quadratzentimeter Blattoberfläche beispielsweise ein Baum besteht oder auch wie viel ein Pferd pro Tag auf der Weide oder bei einem kleinen Fressspaziergang durch den Wald aufnimmt.


Neben den Mikroorganismen auf der Blattoberfläche, gibt es auch noch Bakterien und Pilze innerhalb des Pflanzengewebes – die sogenannten Endophyten.


Je natürlicher und unbelasteter die Umgebung der Pflanze, desto reicher das Mikrobiom. Pestizide, Bodenverdichtung, Überdüngung, Abgase und Monokulturen von Planzen sorgen dafür, dass die Mikrobiome um und auf den Pflanzen verarmen. Vielfältige, naturbelassenen Wälder und Weiden sind hingegen wahre Schatzkammern an diversen Mikroorganismen.

2. Pflanzenfresser nehmen diese Mikroben mit ihrer Nahrung auf

Mikroorganismen, die auf der Oberfläche oder auch in den Zellen von Pflanzen leben, werden von Pflanzenfresser mit aufgenommen und können sich in deren Darm ansiedeln – ein natürlicher Weg ihre Darmflora mit neuen Spezies zu besiedeln.


Damit es jedoch zu einer Ansiedlung kommt, müssen sie:

  1. Die Magenpassagen überleben (in Pflanzenzellen geschützte Endophyten oder Sporen, die manche Bakterien bilden können, haben es einfacher)

  2. Unter den Darmbedingungen wachsen können und ernährt werden

Bakterien, die auf und innerhalb von Pflanzen leben und sich von ihnen ernähren, haben die Fähigkeit die komplexen Rohfasern wie Cellulose und Hemicellulose zu verdauen. Eine Eigenschaft, die unseren Pferden selbst fehlt, die aber das Darmmikrobiom für sie abdeckt und dabei auch noch wertvolle Nährstoffe produziert. Hierfür benötigt es diese faserverdauenden Bakterien.


Die pflanzenbewohnenden Mikroorganismen können außerdem Toxine oder sekundäre Pflanzenstoffe, die die Pflanze herstellt, verändern und unschädlich machen und diese Funktion auch im Darm der pflanzenfressenden Tiere ausüben.


3. Pflanzenmikrobiome als natürliches Hilfsmittel gegen das Artensterben im Pferdedarm

Mikroorganismen über die pflanzliche Nahrung aufzunehmen ist eine natürliche Art und Weise, eine vielfältige Darmflora anzusiedeln. Viele modern gefütterte und gehaltene Pferde haben ein verarmtes Darmmikrobiom: die so wichtige Vielfalt an Mikroorganismen fehlt ihnen. Warum das so ist und was die Folgen vom Artensterben im Darm unserer Pferde ist, kannst Du in diesem Blog-Artikel nachlesen.


Nicht nur das: der Zugang zu diversen frische Pflanzen ermöglicht es uns auch, das selektive Fressverhalten unseres Pferdes zu entdecken und zu fördern. Dazu eigenen sich zum Beispiel Snack-Spaziergänge im Wald sehr gut. Pflanzenfresser leben in einer ständigen Abwägung zwischen Nutzen und Kosten der sekundären Pflanzenstoffe und besitzen evolutionär bedingt lebensnotwendige Mechanismen, die ihm ermöglichen, genau zu entscheiden, wie viel sie von einer Pflanze fressen sollten.

Das heißt, dass es für kein Pferd zu spät für selektives Fressen ist, nur weil es als Fohlen nicht lernen konnte, was gefressen wird und was nicht. Diese Pferde müssen eher einmal auf die Idee kommen, überhaupt etwas auszuprobieren. Dabei können wir Menschen sie unterstützen, ebenso wie wir natürlich gerade Anfangs ein genaues Auge auf Art und Menge haben sollten.

Wenn Du tiefer in das Thema selektives Fressen beim Pferd einsteigen möchtest, schau in meinem Artikel vorbei, indem ich die wissenschaftlichen Grundlagen erkläre und auch, warum es manchmal nicht funktioniert.



4. Quellen

E. Martínez-Romero et al., “We and herbivores eat endophytes,” Microb. Biotechnol., vol. 14, no. 4, pp. 1282–1299, Jul. 2021.

L. Zhu et al., “Host Bias in Diet-Source Microbiome Transmission in Wild Cohabitating Herbivores: New Knowledge for the Evolution of Herbivory and Plant Defense,” 2021.



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Über mich:

Ich bin Michelle und lebe mit meinen beiden Pferden Fjörnir und Vindur in der schönen Bielefelder Senne und habe das Glück mit Equiflora meine beiden großen Leidenschaften Pferde und die (Mikro)biologie verbinden zu können. Ich bin mit Pferden aufgewachsen und beschäftige mich als Biotechnologin und Molekularbiologin seit über sieben Jahren als Wissenschaftlerin in der industriellen Forschung mit dem Mikrobiom von Tieren und Menschen. Meine Begeisterung für Pferde und Mikroorganismen hat mich zur Pferdeernährung geführt





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